Recorder Now – Die Blockflötenklasse an der Universität der Künste Berlin
Zukunftsmusik: Die »Wanderschaft« zwischen Alter und Neuer Musik
Seit dem akademischen Jahr 2023 leiten die Blockflötistin Susanne Fröhlich und der Blockflötist Carsten Eckert die Blockflötenklasse an der UdK Berlin. Beide sind InterpretInnen bzw. ForscherInnen, die als SpezialistInnen für das historische und zeitgenössische Blockflötenrepertoire internationales Ansehen genießen. Die Besonderheit ihres Programms besteht darin, dass sowohl die Alte als auch die Neue Musik je nach individueller Ausrichtung mit gleichem Gewicht und gleicher Gründlichkeit behandelt werden, womit das reiche Spektrum der Blockflöte bereits in der Ausbildung gleichwertig fokussiert wird.
Das Studienangebot umfasst neben dem wöchentlichen Instrumentalunterricht auch praktische Kurse wie Kammermusik, Verzierungslehre, Improvisation, Musikphysiologie und Bühnenpräsenz, sowie fachtheoretischen Unterricht und vieles mehr. Bachelorstudierende können sowohl im künstlerischen als auch pädagogischen Studiengang die Repertoireausrichtung des Hauptfachunterrichts pro Semester je nach Absprache und Bedarf wählen. Masterstudierende im Hauptfach Blockflöte haben zudem die Möglichkeit, sich auf den einen oder anderen Bereich zu konzentrieren.
Mehr zum Blockflötenstudium am Institut für Alte Musik an der Universität der Künste:
Historische Aufführungspraxis für Blockflöte mit Prof. Carsten Eckert
Die fundierte Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker ist mir ein ganz besonderes Anliegen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten haben in meinen Klassen an verschiedenen Hochschulen und Universitäten eine Vielzahl von Studierenden die universitäre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und einen Platz in der weit gefächerten Berufswelt der Blockflöte gefunden. Bei der Ausbildung zu einem/r selbstständigen Interpreten/in lege ich besonderen Wert auf die Wahrung der Balance zwischen interpretatorischer Experimentierfreude, der expressiven Kommunikation mit dem Publikum und dem musikwissenschaftlichen Forscherdrang bzw. der Neugierde am Quellenstudium, kurz: auf die Balance zwischen Intuition und Ratio.
Das Entwickeln des instrumentalen Handwerks bildet einen wesentlichen Bestandteil meines wöchentlichen Unterrichts. In ihm lege ich großen Wert auf ein umfassendes Verständnis des Instruments, wie es auch bei der Ausbildung auf anderen Instrumenten selbstverständlich ist. Ohne ein tiefgreifendes Verstehen und Erforschen des Instrumentes stößt man bei dem stilistisch so heterogenen Repertoire für die Blockflöte schnell an die Grenzen der Expressivität. Die Ausbildung der fundamentalen technischen Fertigkeiten dient immer der »Öffnung« der eigenen, erstaunlich großen Ausdrucksmöglichkeiten und damit der Entwicklung einer individuellen und persönlichen Sprache auf dem Instrument, hin zu einer selbstständigen MusikerInnenpersönlichkeit. Sie geschieht in »Werkstätten« oder »Laboratorien« sowohl auf dem Hintergrund historischer Quellen und orientiert an den vorhandenen Werken als auch abstrahiert, auswendig, ohne Notenfixierung und führt dazu, unsere Reflexe auf flexible Art zu entwickeln und zu schulen, um uns nicht zuletzt Souveränität in der Interpretation auf dem Podium zu verleihen. Es ist ein enorm kreativer Prozess, da die Übungen jeweils individuell auf die Studierenden und deren Niveau zugeschnitten werden und nicht selten auch einen improvisierenden Gestus haben.
Der beschriebene technische Aufbau geht Hand in Hand mit dem Erarbeiten des Repertoires. Hier liegt ein Hauptgewicht auf dem Repertoire des 16. bis 18. Jahrhunderts, welches themenzentriert beispielsweise in einer »Werkstatt für Diminution und Ricercare«, in einer »Werkstatt der willkürlichen Manieren«, in einem »Laboratorium für Transkription und Bearbeitung« oder in einem Semesterschwerpunkt »Komposition versus Improvisation« etc. aufbereitet wird. Die Neugierde an unbekannten Werken des riesigen Repertoires der Alten Musik steht genauso wie die Aufarbeitung der genuinen Blockflötenliteratur im Zentrum. Spätestens die Beschäftigung mit den verschiedenen Verzierungspraktiken lässt auch die Sorgen über das anscheinend begrenzte Blockflötenrepertoire vergessen. Die Resultate der Werkstätten sind mit aufführungspraktischen Seminaren vernetzt und werden immer wieder in Klassenstunden, Vortragsabenden, Konzerten etc. der Öffentlichkeit präsentiert.
Neben der Solo- und der Kammermusikliteratur bildet die „Music for Consort“ einen weiteren Schwerpunkt meiner Ausbildungsziele. Das enorm reiche Repertoire wird viel zu selten in einer adäquaten Weise aufgeführt und stellt für uns einen »Juwel« der Blockflötenliteratur dar.
Schwerpunkt Neue Musik für Blockflöte am Institut für Alte Musik mit Dr. art. Susanne Fröhlich
In meiner musikalischen Praxis widme ich mich neben Alter Musik vorwiegend der zeitgenössischen Musik, sowie der Improvisation und neuen Konzertformaten. Die Blockflöte war für mich schon immer ein Instrument, das unendlich viele Möglichkeiten der Klangmanipulation und ein großes Entdeckungspotential bietet. Bereits meine erste Musiklehrerin stellte mir die Blockflöte als facettenreiches und vielseitiges Instrument vor und zeigte stets großes Interesse an Neuer Musik. So war es für mich selbstverständlich, nicht nur Alte Musik auf der Blockflöte zu spielen, sondern auch mit den Klängen und der Musik unserer Zeit zu arbeiten. Während meiner Studienzeit am Conservatorium van Amsterdam, der Universität der Künste (UdK) Berlin und der Akademie für Tonkunst in Darmstadt lernte ich, immer das Beste aus meinen Instrumenten herauszuholen und Lösungen durch erweiterte Spieltechniken, die Wahl eines bestimmten Blockflötenmodells oder dessen Präparation zu finden. Das war eine unglaublich spannende und inspirierende Arbeit, die ich schließlich innerhalb meines künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojektes über »Das neue Potential einer Blockflöte im 21. Jahrhundert« an der Kunstuniversität Graz noch weiter ausbauen und perfektionieren konnte.
Dank meines ehemaligen Prof. Gerd Lünenbürger habe ich seit Oktober 2010 einen Lehrauftrag für Hauptfach Blockflöte an der UdK Berlin inne. Von Anfang an war es mir ein großes Anliegen, sowohl Gerds Einsatz für die Neue Musik als auch meinen Enthusiasmus für diese Musik voller Elan und Begeisterung den Studierenden weiter zu vermitteln. Allerdings wurde mir bald klar, dass ich diese Aufgabe nicht allein bewältigen kann. Zusammen mit Prof. Christoph Huntgeburth haben wir innerhalb unseres Instituts an der UdK Berlin ein neues Lehrprogramm initiiert, in welchem die Studierenden von zwei HauptfachdozentInnen, beides SpezialistInnen ihres Fachs, auf höchstem Niveau Unterricht erhalten. Das Originalrepertoire für Blockflöte Neue Musik ist seit den 1960er-Jahren stetig am Wachsen, mittlerweile sogar um ein Vielfaches größer als das Originalrepertoire der Alten Musik. Darüber hinaus gibt es immer mehr zeitgenössische Blockflötenmodelle, die neues Potential bzw. neue Spieltechniken und -weisen mit sich bringen. Daher sah ich es als eine Notwendigkeit, mich an der UdK Berlin komplett auf die Spezialisierung Neuer Musik zu konzentrieren, um unseren Studierenden ein vielfältiges Lehrangebot unterbreiten zu können und ihnen neue Wege innerhalb ihrer künstlerischen Entwicklung zu ermöglichen.
Mein Unterrichtsschwerpunkt liegt auf der Interpretation zeitgenössischer Musik mit dem Ziel: Vermittlung zeitgenössischer Spieltechniken (insbesondere auf zeitgenössischen Blockflötenmodellen), Umgang mit Notation und Interpretation zeitgenössischer Musik, sowie Verständnis werkimmanenter ästhetischer Konzepte. Die Ausbildung beschränkt sich hier nicht allein auf die Einstudierung zentraler Solo- und Kammermusikwerke. Durch das umfassende Angebot der verschiedenen Institutionen (u. a. Kooperationen mit dem Institut für Neue Musik »klangzeitort«), erhalten die Studierenden die Möglichkeit, selbstständig künstlerische Konzepte zu verwirklichen, welche eigene Improvisationen, Zusammenarbeit mit Kompositionsstudierenden, Lichtgestaltung und Bühnenbild sowie den Dialog mit anderen Kunstformen beinhalten können. Des Weiteren steht die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bzw. der Bühnenpräsenz und künstlerischen Aussagekraft im Vordergrund. Ein Studium bei mir ist darauf ausgerichtet, Studierende auszubilden, die als starke und innovative MusikerInnen mit einem individuellen Profil auftreten und die hohen professionellen Standards des heutigen Musiklebens erfüllen.
200 Jahre Holzblasinstrumentenbau:
Die Firma Mollenhauer feiert 2022 ein ganz besonderes Jubiläum
Generationenübergreifend nachhaltig im Dienste der Musik: Was als kleine Werkstatt begann, entwickelte sich rasch zu einem Unternehmen, das Holzblasinstrumente aus Fulda in alle Welt verschicken konnte. Der bis heute familiengeführte Betrieb blickt unterdessen auf eine Entwicklung von über zwei Jahrhunderten zurück. Anlässlich des Jubiläums hat Franz Müller-Busch die Sonderausstellung im Vonderau Museum in Fulda besucht und lässt die Firmengeschichte anschaulich Revue passieren – mit einem besonderen Augenmerk auf die Blockflöte, welche heute hier zum Instrument Nummer 1 geworden ist.
Markus Zahnhausen
Vollständiges Werkverzeichnis aller Blockflötenkompositionen
MINSTRELS
für Blockflötenensemble zu 11 Stimmen (2022) 5‘
Adesso XVII
60 Töne für Thomas Baack für Tenorblockflöte solo (2020) 1‘ 30''
PAN
für Altblockflöte solo (2003, revidierte Fassung 2018) 5‘
Adesso XVI
Fanfaren für Hedda Malkwitz – für Altblockflöte solo (2018) 1‘
Adesso XV
2 x 34 Töne für Angelo – für Altblockflöte solo (2015) 1‘
RECORDARE
für Soloblockflöte und Symphonieorchester (2015) 18‘
Adesso XIV
Fünfundfünfzig Töne für Joachim – für Altblockflöte solo (2015) 1‘
Adesso XIII
Thirty four notes for Christopher Orton – für Altblockflöte solo (2015) 1‘
Adesso XII
Dreiunddreißig Töne für Xīn hào – für Altblockflöte solo (2015) 2‘30
DODO
für Tenorblockflöte solo (2015) 6‘
MORGENSTERN-MARGINALIEN
für Blockflöte solo (2014-2020) 8'
- Das Gebet
- Das Mondschaf
- Das aesthetische Wiesel
- Der Seufzer
BIRDS AND CHIMES
für Blockflöten-Orchester (2014) 10'
Adesso X
Vierzig Takte und Töne für Katarína Dučai – für Altblockflöte solo (2014) 1'
Adesso IX
Fünfundsechzig Töne für Elfriede – für Altblockflöte solo (2013) 1'
Adesso VIII
Fünfundfünfzig Töne für Hedda – für Altblockflöte solo (2013) 1'
Adesso VII
Dreiundsiebzig Töne für Atli – für Sopranblockflöte solo (2011) 1'
Adesso VI
Thirty nine Notes for António – für Altblockflöte solo (2011) 1'
LACRIMAE
für drei Blockflöten (2011) 6‘
Adesso IV
Fifty three Notes for Michala – für Altblockflöte solo (2011) 1'
Adesso III
Sixty Notes for Andrew – für Altblockflöte solo (2009) 1'30
Adesso II
Siebzig Töne für Monica – für Blockflöte solo (2009) 1'30
IL CIECO MIRACOLOSO
für Altblockflöte, Sopran und Harfe (2009) 12’
PAN ERWACHT (The Awakening of Pan)
für Blockflöte und Streichorchester (Kadenz zum Blockflötenkonzert C-Dur RV 443 von A. Vivaldi) (2006) 7’
IKONA
für Blockflöte (A/S) solo (2006) 8'
SVIRÉLI
Musik für Streichorchester und vier Blockflöten (2001) 16'
HORNS OF ELFLAND
Fragments in Memory of Benjamin Britten für Tenorblockflöte solo, (1999), (Schott OFB 198) 10'
KLINGENDE ZEIT
Sieben Szenen nach Haikus von Günther Klinge für Bariton, Blockflöte, Violoncello u. Klavier (1998) 32'
RUSSISCHE SKIZZEN
für Altblockflöte solo (1997) 7'
CARMINA ROMANA
Cantata profana nach Texten altrömischer Dichter (dt./lat.) für Hohe Stimmen, Blockflöte und Percussion (1997) 16'
LUX AETERNA
für Altblockflöte solo (1992/94), (Möseler M 22.448) 6'
LYRISCHE SZENEN
Drei Fantasien für Altblockflöte solo (1992), (Möseler M 22.601) 10'
- Pastoral
- Traumspiel (Nachklang einer Fantasie von G.Ph.Telemann) - Nostalgischer Walzer
JAHRESZEICHEN
für Blockflöte (A/S) solo (1989/91)
- Frühlingsmusik (Möseler M 22.441) 10'
- Sommerklänge (Möseler M 22.442) 10'
- Herbstmusik (Möseler M 22.439) 8'
- Winterbilder (Möseler M 22.440) 10'
MUSICA INQUIETA
Sonate für Altblockflöte solo (1990), (Doblinger 04.461) 12'
FLAUTO DOLCE SOLO
Sieben Stücke für Altblockflöte solo (1988/90), (Doblinger 04.457) 20'
KLANGREDEN
Duette für Altblockflöte u. Querflöte (1986), (Doblinger 04.462) 15'
MOPSWALZER
Ein musikalischer Spaß für 4 Altblockflöten 1' (1983/1993)
Der Charme des Underdogs
Das neue Duo-Projekt von Tom Beets und Joris Van Goethem
Manche wünschen sich das Flanders Recorder Quartet wieder herbei – den Zauber seines Blockfl ötenklanges, seine mitreißende Souveränität. Zwei der ehemaligen Mitglieder lassen nun mit einem Duo-Projekt aufhorchen. Sören Sieg hat die beiden Musiker interviewt.
Die Bremer Blockflötistin Elisabeth Champollion
Mit gutem Beispiel geht eine junge deutsche Blockflötistin voran und zeigt mit allerlei musikalischen Impulsen, wie selbst heute der Karrierestart gelingt. Sören Sieg hat mit der emsigen Künstlerin ein Gespräch geführt.